Tipsterio möchte an dieser Stelle verdeutlichen, dass Sportwetten und jegliches Glücksspiel ein Risiko darstellen können. Deshalb ist es uns ein wichtiges Anliegen an dieser Stelle auf die Gefahren hinzuweisen. Glücksspiel bietet Suchtpotenzial. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind in Deutschland 430.000 Personen süchtig nach Glücksspiel.
Unsere Seite verweist auf die Hilfestelle Gamblingtherapy. Dort habt ihr die Möglichkeit euch bei Suchtproblematik Hilfe zu suchen. Die Arbeiter sind geschult und haben jahrelange Erfahrung. Selbsthilfegruppen bieten die Gelegenheit sich mit anderen Personen auszutauschen. Über Check-dein-Spiel könnt ihr einen Selbsttest über mögliches Suchtverhalten machen.
Zudem ist es möglich sich im bundesweiten Sperrsystem OASIS sperren zu lassen. Dies wurde mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag eingerichtet. Für Angehörige ist es möglich Fremdsperren zu erwirken. Das Sperrsystem ist an alle Lotteriegesellschaften, Spielbanken, Betreiber von Spielautomaten, staatlich konzessionierte Wettbüros und Anbieter von Online-Glücksspielen angeschlossen. Allerdings muss an dieser Stelle gesagt werden, dass Anbieter ohne Konzession nicht an dieses System angeschlossen sind und ein Spielen weiter möglich ist. Zudem möchten wir an dieser Stelle erwähnen, dass die Seite des Regierungspräsidiums Darmstadt, bei welcher eine Sperre bei OASIS erfolgen kann, bei unserer Recherche am 05.06.2022 nicht aufrufbar war.
Die Geschichte von Thomas Melchior
Wir wollen an dieser Stelle aber nicht nur auf Hilfestellen hinweisen, sondern euch aufzeigen wie sehr Sportwetten einen negativen Einfluss haben können. In den Medien ist meist nur von der positiven Seite zu lesen und Kritik erstickt meist im Keim. Deshalb bringen wir euch die Geschichte von Thomas Melchior näher und zeigen auf, wie sehr die Branche für Glücksspiele mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft Einhalt gefunden hat.
Nur wer mitspielt, ist mittendrin
Der Dresdener Thomas Melchior galt als spielsüchtig und ist deshalb im Gefängnis gelandet. Insgesamt soll er in 13 Jahren 800.000 Euro verspielt haben. Geld, das zum großen Teil nicht sein eigenes war. Melchior hat über seine Zeit ein Buch namens #meinlebenistkeinspiel geschrieben. Kürzlich berichtete auch die Sächsische Zeitung über ihn. Melchior will sich weiterhin Sportwetten widmen. Allerdings in anderer Weise als zuvor. Er will mit einer Plakataktion „Nur wer mitspielt, ist mittendrin“ auf sich aufmerksam machen.
Zu Beginn seines Buches entschuldigt sich Melchior bei allen Mitmenschen denen er zwischen November 2005 und Januar 2019 das Vertrauen gebrochen hat. Seit Worten ist zu entnehmen, dass er viele enttäuscht hat.
Anschließend beschreibt er in kurzweiligen Kapiteln das Leben im Gefängnis. Gegen Ende des Buches widmet sich Melchior seiner Sucht. Er absolvierte in München erfolgreich eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Am 22. November 2005 sollte sich das bisher seiner Meinung nach „erfolgreiche Leben“ ändern und das Unheil nahm seinen Lauf.
„Zehn Prozent Gewinn konnte ich keinem Bankkunden versprechen“
Er setzte zehn Euro auf eine Live-Wette bei der Partie Bayern gegen Rapid Wien und kassierte elf Euro. Zehn Prozent Gewinn waren für ihn ein Signal. So etwas konnte er seinen Bankkunden nicht versprechen. Schnell folgte Gewinn auf Gewinn, aber gleichzeitig stieg die Abhängigkeit und er ordnete seinen Alltag dem Wetten unter. Lügen und Betrügereien bestimmten sein Leben.
2007 verlor er seinen Job und erstmals eine Wette über 9.000 Euro. Es war ein vermeintlich sicheres Spiel, zu einer Quote von 1,16, aber das Geld war am Ende futsch. Wetten war für ihn ein Stoff, wie für Drogenabhängige die Drogen. Aufgrund seiner hohen Umsätze bekam er von den Anbietern Freiwetten und Geschenke. 2018 wurde er zur Champions League-Partie Chelsea gegen Liverpool eingeladen.
Die letzte abgegebene Wette am Tag seiner Inhaftierung
Die Abwärtsspirale gestaltete sich als Teufelskreis und fand erst bis zu seiner Verhaftung 2019 ein Ende. Selbst am Tag der Inhaftierung wettete er noch. Gegen ihn lag bereits ein Haftbefehl vor und nach einem Ladendiebstahl klickten die Handschellen. Er wurde zur fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
Für ihn bedeutete die Haft keine Strafe, sondern eine Chance. Er konnte seine Spielsucht beenden und seinem Leben eine andere Wendung geben. Als Freigänger durfte er Arbeiten. Seit Mai 2022 ist Melchior wieder auf freien Fuß und der Rest seiner Strafe wurde auf Bewährung ausgesetzt.
Sportwetten Teil der Gesellschaft
Thomas Melchior kritisiert insbesondere das Zusammenspiel zwischen dem Profisport und der Glücksspielindustrie. Lange Jahre war das Sponsoring von Anbieter für Sportwetten bei Sportveranstaltungen verpönt. Mittlerweile sind Sportwetten beim Sport allgegenwärtig.
Überraschend ist dies nicht, denn schließlich sind die Sportinteressierten genau die Zielgruppe, die von den Anbieter präferiert wird. Es ist möglich eine Nähe zur Zielgruppe aufzubauen. Dabei werden aber auch jüngere Personen angesprochen, bei welchen sich die Werbung im Unterbewusstsein festsetzt. 2019 gab es beim Sportwetten allein in Deutschland einen Umsatz von 9,28 Milliarden Euro. Dies zeigt deutlich, welchen Stellenwert die Branche mittlerweile hat.
Die Zusammenarbeit zwischen Anbietern, Vereinen und Verbänden ist für alle eine vorteilhafte Situation. Vereine und Verbände profitieren von den Geldern der Branche und diese wiederum haben eine Plattform zum werben. Beispielhaft haben in Deutschland Bayern München mit tipico und der DFB mit bwin Partnerschaften. Somit hat bwin Werberechte für alle Spiele die vom DFB organisiert werden. Es ist eine Dauerpräsenz vorhanden.
In Deutschland aber auch im Ausland gibt es kaum einen Verein aus den ersten Ligen, der nicht von einem Buchmacher finanziell unterstützt wird. Auf dieses Geld sind die Vereine angewiesen. Ohnehin hat die Corona-Pandemie in der Sponsorenlandschaft ihre Spuren hinterlassen. Etliche Zahlungsgeber müssen fortan kürzer treten.
In der Glücksspielbranche sind die Zahlen allerdings stabil geblieben oder zum Teil weiter nach oben geprescht. In den vergangenen Jahren gab es kaum einen Markt, der solch einen rasanten Anstieg erlebt hat, wie der Markt für Glücksspiel. Durch das Sponsoring haben es die Anbieter geschafft Seriosität und Vertrauen aufzubauen. In der Vergangenheit galt die Branche oftmals als unseriös. Dies hat sich nun deutlich verändert. Das Sponsoring hat einen Teil dazu beigetragen, dass die Branche in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Verboten ist Sponsoring durch die Wettbranche nicht. Spätestens seit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag ist Werbung von lizensierten Anbietern legal. Davor war es eine Grauzone. Doch vorgegangen sind die staatlichen Institutionen gegen diese Grauzone nie. Deshalb hat das Sponsoring rasant zugenommen. Bereits zur Saison 2012/13 hatten 15 Vereine der 1. Bundesliga einen Wettanbieter als Sponsor. Dies hat sich bis heute deutlich verstärkt. Dabei profitiert aber nicht der Breitensport, sondern der ohnehin profitable Spitzensport.
Kritik ohne großen Erfolg
Die Lukrativität der Geschäft übersteigt bei den Vereinen das soziale Gewissen. Dass es aber durchaus funktioniert beweist Spanien. Dort dürfen Anbieter auf der Vorderseite des Trikots oder im Stadion nicht mehr werben. TV-Werbung darf nur noch während der Nachtstunden erfolgen. In Italien gibt es eine ähnliche Regelung und in England wird über ein Verbot von Trikotwerbung durch Glücksspiel-Unternehmen debattiert. Da aber ein großer Teil der Vereine für solche Firmen wirbt, gibt es bereits Stimmen zu einem Erhalt.
Doch die Stimmen gegen ein Werbeverbot werden lauter. Sowohl Teile der Politik als auch Fanverbände fordern eine stärkere Reglementierung. Der Fanverband “Unsere Kurve e.V.” fordert eine Gleichsetzung des Wettsektors mit der Tabak-, Alkohol- und Pornobranche. „Unsere Kurve“ verdeutlicht, dass anders als die Werbung es suggeriere Sportwetten kein harmloses Spiel sei. Der Grünen-Politiker Philip Krämer moniert das dadurch Sportwetten eine gesellschaftliche Akzeptanz erlangen und die Gefahren verharmlosen. Zudem sei die Werbung manipulativ.
Von Seiten des DFB und der DFL halten sich die kritischen Stimmen im Hintergrund. Gegenüber der Deutschen Welle äußerte der DFB, dass er immer hinter der Öffnung eines regulierten Marktes stand. Da dieser das illegale Glücksspiel eindämmen würde. Zudem sei es aktiven Spielern verboten für Wettunternehmen zu werben. Zudem unterstützte der Verband zahlreiche Programme und der Vertrag mit Bwin umfasse eine umfassende Verpflichtung zur Suchtprävention und Verhinderung von Spielmanipulation.
Melchior hat sich zum Ziel gesetzt diese Beziehung zwischen Glücksspielindustrie, Sport und Sucht aufzuzeigen und zu entwirren. Er und auch wir möchten verdeutlichen, dass ihr und wir nur ein Teil der Industrie sind. Jeder muss am Ende selbst entscheiden, ob er Sportwetten oder andere Glücksspiele betreiben möchte. Die Gefahren hat Thomas Melchior eindrucksvoll aufgezeigt.
Thomas Melchiors #walktothewalk nach Manchester
Auch in England ist man auf die Geschichte von Melchior aufmerksam geworden. Der Einladung des Events „The Big Step“ folgt der Dresdner auf seine ganz besondere Art und Weise. Das The Big Step Charity-Event macht seit 2019 auf Spielsucht aufmerksam. Melchior wird in Manchester vertreten sein und möchte im Vorfeld schon die Chance nutzen, seiner warnenden Geschichte mehr Aufmerksam zu schenken. Der 43-Jährige macht sich am Freitag, den 10. Juni 2022 von Dresden aus zu Fuß auf den Weg nach Manchester. Insgesamt möchte er innerhalb eines Monats satte 1.628 Kilometer bewältigen.
Für den Start seines Fußmarsch, benötigt Melchior für seine Ausrüstung noch finanzielle Unterstützung und hofft vor seinem Start insgesamt 1.500€ durch Sponsoren und Unterstützer zusammen zu bekommen. Auch wenn wir – als Sportwettenmagazin – alles andere als ein passender Sponsor für Melchior sind, unterstützen wir seine Kampagne mit 250 € und finanzieren ihm dadurch seinen Wanderrucksack.
Als kleines Unternehmen, dass sich dessen Verantwortung bewusst ist, rufen wir unsere Community dazu auf, Thomas und sein #walktothewalk zu unterstützen. Wer sein Engagement und sein Projekt ebenfalls für richtig und vor allem wichtig hält, der hat die Möglichkeit Melchior über seine GoFundMe-Seite vor und während des Laufes finanziell zu unterstützen.
Natürlich könnt ihr Thomas auch direkt über seine Sozial Media Kanäle kontaktieren und unterstützen. Mittlerweile ist der Dresdner auf Facebook, Instagram und Twitter vertreten. Für seinen Dresden-Manchester-Lauf plant er zudem einen regelmäßigen VLOG auf seinem bald erscheinenden YouTube-Kanal.
Wir wünschen Thomas viel Erfolg und Durchhaltekraft bei seinem Fußmarsch und hoffen, dass er mit seiner Kampagne viele Menschen erreichen kann.